Das Ende der Union zwischen Schweden und Norwegen im Jahre 1905 ist für das 20. Jahrhundert eines der seltenen Beispiele für die friedvolle Auflösung einer Union. Dennoch war dies von militärischen Schritten begleitet, und die Gefahr eines Krieges drohte immer im Hintergrund. Im Laufe des Sommers und Herbstes 1905 betrieben Schweden und Norwegen recht umfangreiche Kriegsvorbereitungen. In beiden Ländern gab es kleine, aber radikale Gruppen, die bereit waren, um ihres Nationalstolzes willen in den Krieg zu ziehen. Die Atmosphäre war äußerst gespannt und unbeständig, und auf beiden Seiten gab es eine Art von Rüstungswettlauf, der im schlimmsten Fall leicht zu einem Krieg zwischen Norwegen und Schweden hätte führen können. Eine gewaltsame Lösung des Konflikts wäre entweder von ultra-nationalistischen und heroischen Motiven bestimmt gewesen oder durch einen Unfall oder Missverständnisse während der militärischen Aufrüstung ausgelöst worden.
Die schwedisch-norwegische Union war eine lockere Union. Die Länder waren weitgehend autonom. Der Hauptzweck der Union war eine gemeinsame Verteidigungspolitik, jedoch gab es keine gemeinsame Verteidigungsstruktur. In Bezug auf innere Angelegenheiten, Handel, Industrie und Kultur waren Schweden und Norwegen unabhängige Nachbarn. Durch den gemeinsamen König und die Außenpolitik machte die Union einen Sinn. Es gab zwischen Schweden und Norwegen auch keine Grenzkonflikte oder Minoritätsprobleme. Ein Versuch Schwedens, die ursprüngliche Ordnung wieder herzustellen, wäre wahrscheinlich auf einhelligen Widerstand der Norweger gestoßen. Dies hätte mit der Zielsetzung einer gemeinsamen Verteidigung als Basis der Union nicht in Übereinstimmung gebracht werden können. Anders ausgedrückt: einer militärischen Aktion gegen Norwegen hätte wenig abgewonnen werden können. Die Großmächte übten ebenfalls Druck auf Schweden aus, sich in den Gesprächen maßvoll zu verhalten. Die Entthronung des Königs und die Abtrennung von der Union waren in erster Linie ein Angriff auf deren Versinnbildlichung. Die Tatsache, dass der König selbst unmittelbar zum Ausdruck brachte, die Waffen sollten gegen Norwegen nicht eingesetzt werden, sandte eine deutliche Botschaft an das übrige Schweden. Obgleich die formellen Bindungen zwischen Schweden und Norwegen gering waren, gab es umfangreichen Austausch und Kontakte zwischen beiden Ländern. Sprachliche, kulturelle und religiöse Ähnlichkeiten förderten das Verständnis zwischen den Nachbarn. Beide Länder hatten eine Tradition des Friedens und der Schlichtung, und die schwedische Arbeiterbewegung zeigte Solidarität mit ihren norwegischen Kameraden.
Von Bjørn Arne Steine, Projekt 1905, Universität Oslo