Die Erdöl- und Erdgasförderung im norwegischen Sektor der Nordsee ist für den Staat sehr lukrativ. Ein großer Teil der Einnahmen wird im Staatlichen Pensionsfonds – Ausland langfristig gespart, indem die Mittel in börsennotierte Unternehmen und Schuldverschreibungen im In- und Ausland investiert werden. Dieser „Ölfonds“, wie er im Volksmund kurz genannt wird, hat auf dem globalen Aktienmarkt Besitzanteile von durchschnittlich einem Prozent. Dies bedeutet, dass der Fonds sich das Recht gesichert hat, von einem erheblichen Anteil künftiger Unternehmensgewinne zu profitieren.
Nur die Rendite wird ausgegeben
Es wurde beschlossen, von den Erdöl- und Erdgaseinnahmen im Laufe der Zeit nicht mehr als die durchschnittlichen tatsächlichen Jahreserträge des Fonds – schätzungsweise 4 Prozent – auszugeben. Somit haben kurzfristige Änderungen der Erdöl- und Erdgaspreise nur eine geringe Bedeutung für die Haushaltspolitik.
Unter den Fonds mit einem einzigen Eigentümer ist der norwegische Ölfonds weltweit der zweitgrößte. Der Wert des Fonds belief sich Ende des zweiten Quartals 2009 auf 2 385 Milliarden norwegische Kronen.
Mittleres Risikoprofil
Der Fonds streut seine Investitionen sehr weit und hat dabei eine langfristige Perspektive. Als Zielsetzung ist ein Höchstmaß an Erträgen bei mittlerem Risiko vorgegeben. Auf diese Weise kommen die heutigen staatlichen Einnahmen auch künftigen Generationen zu Gute.
Der Wertpapierbestand des Fonds umfasst rund 8000 Unternehmen, wobei der durchschnittliche Anteil pro Unternehmen bei einem Prozent liegt. Der Anteil an einem einzelnen Unternehmen darf 10 Prozent nicht übersteigen.
Ein verlässlicher, offener Anteilseigner
Durch die solide Kapitalausstattung und die langfristige Perspektive braucht der Fonds bei Unruhe im Markt oder in Zeiten starken Kursfalls Aktien nicht zu veräußern und ist auf diese Weise ein stabiler und wichtiger Partner für Unternehmen in der ganzen Welt.
Der norwegische Fonds ist nicht Teil der Außenpolitik des Landes, und mit seinen Investitionen werden keine politischen oder strategischen Ziele verfolgt. Um dies deutlich zu machen, wird auf Offenheit in Bezug auf Investitionsstrategie und Umfang des Fonds großer Wert gelegt. Auf der vom Peterson-Institut ausgearbeiteten Skala für Verantwortlichkeit und Offenheit staatlicher Fonds liegt der norwegische Ölfonds sehr weit oben.
Ethische Richtlinien
Die Vorgabe angemessen hoher Erträge hängt eng mit dem Wunsch zusammen, als verantwortlicher Investor aufzutreten. Auch wenn mit dem Fonds keine politischen oder strategischen Ziele verfolgt werden, legt der Staat Wert darauf, dass die Investitionen nicht zu unethischen Vorgehensweisen beitragen. Aus diesem Grund wurden vom norwegischen Parlament mit großer Mehrheit ethische Richtlinien für den Ölfonds beschlossen.
Ein Beirat für Investitionsethik gibt dem Ministerium Empfehlungen im Hinblick auf vom Ölfonds zu meidende Aktien und Schuldverschreibungen. So sind Investitionen in Unternehmen, die Kernwaffen, Streumunition, Landminen und/oder biochemische Waffen herstellen, nicht gestattet. Ferner darf sich der Fonds nicht beteiligen, wenn das betreffende Unternehmen die Menschenrechte missachtet oder die Umwelt schädigt.
Positive Beeinflussung
Der Staatliche Pensionsfonds – Ausland hat sich aus mehreren Unternehmen zurückgezogen, denen systematische Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte nachgewiesen wurden. Auf diese Weise wird unterstrichen, dass Norwegen solche Verstöße gegen Arbeitsrechte nicht gutheißen kann.
Gleichzeitig steht außer Frage, dass der norwegische Ölfonds als einer der weltweit größten Fonds durchaus die Möglichkeit hat, Unternehmen und Wirtschaftszweige im Hinblick auf Arbeits- und Menschenrechte zu beeinflussen. Deshalb hat ein eigenes Team der Bank von Norwegen ganztägig die Aufgabe, auf 8000 Unternehmen einzuwirken, damit Kinderarbeit und Umweltschäden verhindert werden.