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Die ersten Entdecker

Norwegens Küste ist lang und zerklüftet, und ihre Fjorde schneiden weit ins Land hinein. Von frühen Zeiten an haben der Anblick und das Rauschen des Meeres ihren Reiz auf die Bewohner der Küstengebiete ausgeübt, die sich auf den dortigen Böden nur einen mageren Lebensunterhalt verdienen konnten. Es wundert daher wenig, dass die Bewohner beim Bestellen ihrer kleinen Felder die Augen zum Horizont erhoben – und auf ein Meer blickten, dass sie nicht nur mit mehr Nahrung versorgen, sondern auch zu reicheren Ländern und in mildere Klimazonen führen konnte.

Norwegen mag bereits in prähistorischen Zeiten seine mutigen Entdecker gehabt haben, doch ihre Geschichten bleiben unerzählt. Erst als die geschriebene Geschichte Zeugnis früher Entdeckungen ablegte, und sogar nachdem die Menschen anfingen, ihre Reisen aufzuzeichnen, gab es einige wenige Erwähnungen ihrer Unternehmungen ins Unbekannte.

Die Kirche – als einzige, wirklich vereinende Macht in Europa nach dem Fall des Römischen Imperiums – tat im Mittelalter wenig, den Geist zu Abenteuer und Forschung anzuregen. Das geographische Konzept der Welt basierte streng auf der Bibel. Die Kirche missbilligte Entdeckungen, die den allgemein anerkannten Glauben widerlegt hätten, oder die Menschen dazu angeregt hätte, uralte Grundsätze in Frage zu stellen. Doch im nicht-christlichen Norwegen waren die Menschen begierig auf Land. Entlang der abschüssigen Berge und unzähliger Seen und Fjorde gab es wenig zu bestellen. Obwohl der Verkehr an der Küste bei diesen seefahrenden Menschen durchaus üblich war, waren sie nicht dazu in der Lage, nach neuen Ländern zu forschen, bevor sie nicht Fahrzeuge hatten, die sie auf die offene See hinaustragen konnten. Dieses Problem wurde mit der Entwicklung der Langschiffe gelöst. Diese schnellen, anmutigen Fahrzeuge mit hohem Bug konnten sowohl gerudert als auch gesegelt werden. Darüber hinaus ermöglichte ihre breite, flachbödige Konstruktion, dass die Mannschaft an Küsten und Flussufern landen und weit ins Binnenland vordringen konnte. Somit machten sich die Wikinger um das Jahr 800 auf den Weg hinaus aus ihren Fjorden, auf die Suche nach Land und Beute, und zweifellos auch nach Abenteuer und Ruhm. Sie waren einige der wenigen Menschen im Mittelalter, die sich aus ihrem eigenen Territorium herauswagten.


Quelle: Von Linn Ryne   |   Anteil in Ihrem Netzwerk   |   print