Die Robbenjagd ist einer der traditionellen Bestandteile der Existenzsicherung für Menschen in den Ländern im Gebiet des Arktischen Ozeans und des Nordatlantiks.
22.04.2004 :: Die norwegische Robbenjagd bezieht sich hauptsächlich auf Sattelrobben und Klappmützenrobben. Die Bestände beider Arten wachsen und keine der Arten ist bedroht.
Die norwegische Robbenjagd findet in der Barentzsee vor der Mündung des Weißen Meeres statt, in der russischen Wirtschaftszone (Osteis), und außerhalb von Grönland (Westeis). Die norwegischen Quoten beruhen auf der Grundlage der wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Sea/ICES), der Organisation für die Fischerei im Nordwestatlantik (Nothwest Atlantic Fisheries Organisation/NAFO) und dem Institut für Meeresforschung in Norwegen. Diese Empfehlungen werden als Grundlage für die Errichtung eines Management-Systems hinsichtlich der Vielfalt der Arten benutzt, welches beispielsweise berücksichtigt, inwieweit die Bewirtschaftung der Robben sich auf andere Arten auswirkt. Im Jahr 2004 beträgt die norwegische Gesamtquote 30.600 erwachsene Robben, davon 10.000 im Osteis und 20.600 im Westeis. Russland ist für das Management der Sattelrobbenbestände im Osteis verantwortlich, während die Bestände im Westeis der Fischerei-Gerichtsbarkeit mehrerer Länder unterliegen; teilweise leben die Bestände in internationalen Gewässern.
Die norwegische Robbenjagd ist intaktes Ressourcen-Management
Zusammen genommen gibt es ungefähr acht Millionen Sattelrobben und Klappmützenrobben im Nordatlantik und fast drei Millionen in den Gebieten, in denen die norwegische Robbenjagd stattfindet. Die Bestände beider Arten wachsen.
Um die Größe der Robbenbestände auf einem angemessenen Stand zu halten, ist es erforderlich sie zu bewirtschaften. Der tägliche Energiebedarf einer Sattelrobbe entspricht zweieinhalb bis drei Kilogramm Hering oder Capelin (Lodde). Die großen Robbenbestände verursachen starke Eingriffe in die Bestände verschiedener Fischarten, einschließlich etlicher, die dem menschlichen Verzehr dienen. Im Nordost-Atlantik fressen allein Sattelrobben soviel Hering wie sonst von der ganzen norwegischen Fischereiflotte gefangen wird.
Wenn die Robbenpopulation zu groß wird, können einige Arten in weit entfernte Gebiete abwandern um Nahrung zu finden. Dieser Effekt führte zeitweise zu einer massiven Robbeninvasion entlang der norwegischen Küste. Die Tiere ernähren sich von großen Mengen Fisch, die ansonsten den Menschen als Nahrung dienen würden; sie verursachen erhebliche Schäden an Fischereiausrüstungen und Fischfarmen. Zusätzlich sind Tausende von Robben ertrunken, nachdem sie sich in Fischernetzen verfangen hatten.
Verschiedene Meeresspezien beeinflussen einander sowohl direkt als auch indirekt. Die Menschen, die für ihr Management verantwortlich sind, müssen solche Wechselwirkungen berücksichtigen. Wenn entschieden wird, einen Bestand zu bewirtschaften, müssen die Folgen dieser Entscheidung für andere Arten erwogen werden. Dies ist ein allgemein akzeptiertes Prinzip, das auf das Management aller wilden Arten angewendet wird, welche nicht gefährdet sind.
Subventionierung aus umweltpolitischen Gründen
Für lange Zeit war der Markt für Robbenfelle schwach und schränkte die Wirtschaftlichkeit der Robbenindustrie ein. Jedoch stieg der Preis für Felle in den letzten Jahren an, und der größte Ertrag aus dem Robbenfang wird immer noch aus dem Verkauf der Felle abgeleitet. Es gibt auch steigendes Interesse an anderen Produkten wie Fleisch, Speck und Kadavern, einschließlich des Robbentrans für medizinische Zwecke.
Der norwegische Robbenfang erhält derzeit staatliche Förderung. Dies ist für die intakte Regulierung der Robbenbestände sowie zur Erhaltung traditioneller Kenntnisse über die Jagd erforderlich, um so die Robbenpopulation weiterhin angemessen zu regulieren. Gleichzeitig werden zielgerichtete Maßnahmen für die Entwicklung der Märkte im Hinblick auf neue, aus dem Robbenfang resultierende Produkte eingeleitet, so dass die Industrie von der Subventionierung unabhängig werden kann.
Gesetzgebung und Kontrolle
Norwegen hat eine strenge und detaillierte Gesetzgebung im Hinblick auf den Robbenfang, einschließlich vorgegebener Daten für die Saison des Robbenfangs, Quoten, Tötungsmethoden, obligatorischem Training für Robbenjäger, Zulassung von Booten und Überprüfung der Einhaltung aller relevanten Vorschriften.
Gemäß der Gesetzgebung müssen die Tiere so schnell, human und schmerzlos wie möglich getötet werden. Die einzigen Ausrüstungen, die norwegische Robbenfänger benutzen dürfen, sind Gewehre und der Hakapik (eine Art von Haken). Erwachsene Robben werden mit Gewehren erschossen, während Robbenjunge entweder mit dem Gewehr oder dem Hakapik getötet werden.
Der Hakapik mag primitiv wirken, ist jedoch ein effektives Instrument, dass ein Tier sofort betäubt und schnell tötet. Die norwegische Gesetzgebung erlaubt keine Fänge von Robbensäuglingen, oder - anders ausgedrückt - von Jungen, die von ihren Müttern noch nicht verlassen wurden. Es wurden Filme gezeigt von Robben, die offenbar bei lebendigem Leib gehäutet wurden; doch es ist wichtig festzustellen, dass diese Tiere in Wirklichkeit tot sind. Bei allen Tieren können nach dem Tod Muskelkrämpfe auftreten, und bei Robben halten sie länger als bei anderen Tieren an. Dies liegt darin begründet, dass Robben lange Zeitspannen unter Wasser verbringen und ihr Blut daher große Mengen an Sauerstoff aufnehmen kann. Dazu kommt, dass die Muskeln für einige Zeit ohne Versorgung mit Sauerstoff funktionieren können.
Robbenjäger sind dazu verpflichtet, jedes Jahr vor der Robbensaison einen Lehrgang und eine Schießprüfung zu absolvieren. Jedes Boot hat einen Inspekteur an Bord. Die Inspekteure haben tierärztliche Qualifikationen bzw. entsprechende Kenntnisse und berichten direkt an die Fischereibehörden.