In den letzten Jahren ist das norwegische Design wie ein Stern am Himmel wiederaufgetaucht. Seit den 50er und 60er Jahren, der Blütezeit des skandinavischen Designs, hat sich das norwegische Design keiner solchen Beliebtheit erfreut.
Dieser Aufschwung ist die Arbeit einer neuen Generation talentierter Designer. Innovative Kräfte in den verschiedenen Disziplinen haben dem norwegischen Design neuen Glanz verliehen, und seinen Reiz verfeinert und verstärkt. Die Nachfrage nach norwegischem Design ist sowohl auf dem Weltmarkt als auch bei norwegischen Unternehmen raketengleich angestiegen, und die nationalen und internationalen Medien haben die Entwicklungen dicht verfolgt.
Für viele Jahre war „Norwegisches Design“ überall, außer in Norwegen, ein praktisch nicht existentes Konzept. Während es den Dänen, Finnen und Schweden gelang, sich zu der Zeit, als der Status des skandinavischen Designs verebbte, einen Ruf als Design-Nationen zu erhalten, führte das norwegische Design ein eher ruhiges und zurückgezogenes Dasein.
Norwegen ist herkömmlich als Rohstoff-Exporteur bekannt, ein Bild, das durch das Anwachsen der Ölindustrie noch verfestigt wurde. Für viele Jahre war es kaum der Fall, Designer in der Produktentwicklung einzusetzen. Heute jedoch verändert sich die Situation, und die Zahl der norwegischen Unternehmen, die professionelles Fachwissen in punkto Design in ihre Produktentwicklung einfließen lassen, ist merklich angestiegen.
Die Ölindustrie schuf die Grundlage für innovative Technikentwickler, die den Wert der Zusammenarbeit mit Designern erkannten. Dieser kommerzielle Bereich, der seine Professionalität zu erhöhen suchte, schuf eine verstärkte Nachfrage nach Produkten aus dem Graphik-Design Bereich. 1993 wurde Norsk Form, das Zentrum für Norwegisches Design, Architektur und die Bebaute Umgebung gegründet, um als öffentlich finanzierte Stiftung das Bewusstsein und das Verständnis für Design zu fördern. Die Olympischen Winterspiele in Lillehammer im Jahr 1994 machten norwegisches Design gut sichtbar und halfen, weitverbreitetes öffentliches Interesse zu erzeugen.
Seitdem haben die Medien dem Design verstärkte Aufmerksamkeit verschafft und ein praktisch unbekanntes Konzept in einen – für die meisten Menschen - alltäglichen Begriff verwandelt. Das wiederum hatte Auswirkungen auf die norwegischen Unternehmen, wovon die steigende Zahl von Bewerbern im Wettbewerb um den Norwegischen Designpreis zeugt, der vom Norwegischen Designrat vergeben wird (gegründet 1963).
Einer der Industriezweige, der den häufigsten Gebrauch von Designerleistungen in Anspruch nimmt, ist die norwegische Möbelindustrie. Diese Industrie hat eine ungebrochene Tradition in der Entwicklung neuer Produkte und hat es geschafft, eine soliden Anteil am Exportmarkt zu stellen. Im April 2000 wurde die neu gegründete Designergruppe norway says für die Teilnahme am jährlichen Salone Satelite in Mailand eingeladen, einer der führenden internationalen, zeitgenössischen Design-Ausstellungen.
Zu diesem Zeitpunkt war es dreißig Jahre her, dass norwegische Designer zuletzt für die Teilnahme an der Ausstellung in Italien eingeladen worden waren. Seitdem folgte eine große Anzahl von erstklassigen norwegischen Designern auf norway says. Heute rühmt sich Norwegen einer großen Bandbreite von Talent und innovativem Können und hat die internationale Gemeinde im Sturm erobert.
Von Lars Elton, freischaffender Journalist mit den Fachgebieten Design, Architektur und Kunst. Er ist Kritiker bei der Tageszeitung Verdens Gang und schreibt für eine Reihe von Zeitschriften und anderen Publikationen.