Die Norwegische Filmproduktion und -präsentation basiert auf staatliche Finanzierungsunterstützung und kommunalen Kinobetrieb. In einer solch kleinen Sprachgemeinde, in der das private Investitionskapital und die Verdienstmöglichkeiten begrenzt sind, gäbe es ohne staatliche Unterstützung keine Filmindustrie. Zu Ende der 90er Jahre wurde es jedoch offensichtlich, dass die Förderungsmechanismen einer Modernisierung bedurften, und eine deutliche Umstrukturierung wurde im Sommer 2001 durchgeführt. Der kommunale Kinobetrieb scheint erhalten zu bleiben, selbst wenn es einen gewissen Druck zur Veränderung und Privatisierung gab.
Die norwegische Filmpolitik ist darauf ausgerichtet, die Produktion und Verfügbarkeit einer großen Auswahl hochqualitativer audiovisueller Werke zu sichern. Vor diesem Hintergrund hat der Storting (norwegische Nationalversammlung) eine Reihe spezifischer Ziele aufgestellt, welche die audiovisuellen Produktionen in Norwegen in Hinsicht auf staatliche Unterstützung, allgemeinen Zugang und kreative Entwicklung betreffen.
Das Norwegische Filminstitut ist ein staatliches Organ, dem Ministerium für Kultur und Kirche unterstellt, das 1956 gegründet wurde. 1993 wurde es reorganisiert, um norwegische audiovisuelle Produktionen zu erhalten und zu restaurieren, Filme in Norwegen zu verleihen und vorzuführen, und im und Ausland Aufmerksamkeit auf die norwegische Filmindustrie zu lenken. Die Arbeit mit dem norwegischen Film im Ausland und die Funktion als das Institut des norwegischen nationalen Filmarchivs sind die beiden wichtigsten Aufgaben. In 2004 öffnete das Norwegische Filminstitut als das erste in der Welt, ein Video über Demand-Dienste für die Vermittlung des norwegischen Filmarchivs digital auf Breitband und hat jetzt ca. 400 Filme im Internet zum Verleih an Privatpersonen und als IP-TV für Schulen und öffentliche Bibliotheken.
Die Neugestaltung der Filmpolitik im Jahr 2001 führte zur Gründung des Norwegischen Filmfonds, der die alleinige Zuständigkeit für die Vergabe von staatlichen Geldmitteln an Filmproduktionen erhielt. In Ergänzung zur Verwaltung der Beihilfen für Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme sieht der Fond auch eine Förderung auf der Basis der Kartenverkäufe vor, sowie Entwicklungsbeihilfen für Produktionsgesellschaften. Er unterstützt ebenfalls die Norwegische Filmkommission und Projekte, die im Zusammenhang mit Eurimages und Media Desk Norway stehen. Der Norwegische Filmfond erhielt 2006 knapp NOK 270 Millionen (ca. EUR 34.5 Millionen) für Filmverleih und Fernsehzwecke, und seine Bemühungen sind in erster Linie auf unabhängige norwegische Filmproduzenten gerichtet.
Für die erhöhung der Kreativität und Fachkompetenz der Filmindustrie ist das staatliche Organ Norsk Filmutvikling (Norwegische Filmentwicklung), sowie die norwegische Filmschule, verantwortlich.
Die Gesamtverantwortung für den Filmbereich ist somit dreigeteilt - das Norwegische Filminstitut kümmert sich um die Erhaltung, den Verleih und das Marketing des norwegischen Filmerbes; der Norwegische Filmfond ist für die Vergabe der öffentlichen Mittel zuständig; und die Norwegische Filmförderung fördert die fachliche Kompetenz. Aus dieser neuen Art kulturpolitischen Denkens resultiert ein größeres Vertrauen in das private Investitionspotential des norwegischen Films, eine Verdoppelung der Spielfilmproduktion und die Zunahme von Kartenverkäufen für norwegische Filme im Kino.
Norwegen verabschiedete im Jahr 1913 die erste Gesetzgebung im Zusammenhang mit dem Betrieb von Kinos, da die Öffentlichkeit sich um die Fähigkeit des Films zur Beeinflussung des Publikums sorgte. Das Gesetz hatte zwei Hauptziele: die Sicherung einer angemessenen staatlichen Überwachung von Filmen für die öffentliche Vorführung, sowie die Einführung strenger Kontrollen der Filmindustrie selbst und des Filmverleihs. Das Gesetz ermöglichte die Übernahme der Verantwortung für den Kinobetrieb durch die Kommunen. Das Ergebnis hiervon war ein einzigartiges System von kommunalen Kinos, das die privaten Unternehmen vom Markt verdrängte.
Die Organisation Film&Kino (ehemals Staatlicher Verband der Kommunalen Kinos) vertritt die Interessen der norwegischen Kommunen beim Betrieb von Kinos und bei Film- und Videoangelegenheiten. Sie fungiert ebenso als Handelsverband für die Kinos und Videofirmen. Die Organisation verwaltet die Norwegische Kino- und Filmstiftung sowie das Mobile Kino, und publiziert die Zeitschrift Film & Kino. Sie unterstützt die norwegischen Kinos dabei, im kulturellen Wirkungsbereich der örtlichen Gemeinden als wettbewerbsfähige Unternehmen aufzutreten, und bemüht sich um die Verbesserung des professionellen und kulturellen Niveaus des Videomarkts.
Es gab lange eine Debatte über Norwegens kommunales Kinosystem, aber jetzt scheint sich die Debatte beruhigt zu haben. Augenblicklich konzentrieren sich die Kräfte mehr darauf, im Laufe von wenigen Jahren gut gerüstet für den vollständigen Übergang zum digitalen Zeigen von Filmen in den norwegischen Kinos zu sein. In 2006 sind zwei Projekte für das D-Kino in Norwegen etabliert worden, die im Laufe des Jahres eine Reihe von Kinos digitalisieren möchten.
Norwegisches Filminstitut