Der Vater der zeitgenössischen atonalen Musik in Norwegen war Fartein Valen (1887-1952). Er sprach 12 Sprachen und war ein hochbegabter Mann, der sich selbst mit einem etwas geheimnisvollen Nimbus umgab sowie mit einer subtilen tonalen Welt, die für seine Zeitgenossen unverständlich war. Obwohl er in Berlin studiert hatte, betrachtete er seine eigenständigen Studien über Bachs Kontrapunkt als den wichtigsten Bestandteil seiner Entwicklung. Seine Vision einer Polyphonie aus Dissonanzen resultierte in einem 12-Ton-System, das er parallel zu Arnold Schönberg entwickelte, aber unabhängig von ihm.
Die derzeitige zeitgenössische Musik spielt eine aktive und sichtbare Rolle im norwegischen Musikleben. Die norwegische Abteilung der ISCM (Internationale Gesellschaft für Zeitgenössische Musik) sticht hier besonders hervor. Diese Organisation wurde von der Komponistin Pauline Hall (1890-1969) im Jahre 1938 gegründet. Ihr Interesse wurde während eines Aufenthaltes in Paris geweckt, und als sie nach Norwegen zurückkehrte, empfand sie die Notwendigkeit, eine Plattform zu errichten, auf der neue Trends erforscht werden konnten. Heute stellt diese Gesellschaft ein landesweites Netzwerk zur Förderung zeitgenössischer Musik dar und hatte tief greifenden Einfluss auf die Entwicklung neuer Komponisten und Musiker sowie auf Ensembles, die sich auf zeitgenössische Musik konzentrieren.
Norwegische Komponisten sind bekannt für ihre Bemühungen um die Förderung ihrer Kunst und haben mit Hilfe von nationalen, nordischen und internationalen Organisationen, die ihre Rechte als Komponisten und Copyright-Inhaber schützen, um Anerkennung gekämpft. Viele der prominentesten Komponisten des Landes haben als Vorsitzende der norwegischen Abteilung der ISCM gedient. Nach Pauline Hall, die als eine der wenigen norwegischen Impressionisten gilt, war es Finn Mortensen (1890-1969), dem Vorkämpfer der seriellen Musik, gefolgt von Arne Nordheim, der Frontfigur der elektronischen Musik. Ehemalige Präsidenten der Organisation waren Kåre Kolberg, John Persen und Åse Hedstrøm, die alle sehr aktive Komponisten sind. Sowohl Persen als auch Hedstrøm waren Leiter des einflussreichsten zeitgenössischen Musikfestivals, Ultima – Zeitgenössisches Musikfestival Oslo.
Arne Nordheim (geb. 1931) nimmt unter den heutigen Komponisten eine besondere Stellung ein. Er lebt in Grotten, der Ehrenresidenz der norwegischen Regierung nahe des Königspalastes, eine Ehrung, die einem der führenden Künstler des Landes auf Lebenszeit zuerkannt wird. Zu seinen Kollegen, die ebenfalls internationale Anerkennung genießen, gehören der in Italien geborene Antonio Bibalo und Edvard Hagerup Bull. Zu der jüngeren Komponisten-Generation gehören Olav Anton Thommessen und Lasse Thoresen, die beide eine Karriere als Komponist verfolgen und gleichzeitig eine einflussreiche Kompositionsprofessur an der Norwegischen Musikhochschule innehaben. Außerdem sind zu nennen Cecilie Ore, Rolf Wallin und Asbjørn Schaathun. Von der jüngeren Generation können Jon Øyvind Ness, Eivind Buene und Maja Ratkje genannt werden.
Links zu den Komponisten: (http://www.mic.no/symfoni/kontakt.nsf/personyrke?OpenView&expand=21)
Norwegisches Informationszentrum für Musik