Die Norwegische Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, den Abel-Preis für das Jahr 2004 an Sir Michael Francis Atiyah (University of Edinburgh) und Isadore M. Singer (Massachusetts Institute of Technology) zu verleihen, und zwar „für ihre Entdeckung und den Beweis des Indextheorems, mit dem sie Topologie, Geometrie und Analysis verknüpfen, und für ihre herausragende Rolle beim Bau neuer Brücken zwischen der Mathematik und der theoretischen Physik.“
26.03.2004 ::
Der zweite Abel-Preis wird Michael Francis Atiyah und Isadore M. Singer gemeinsam verliehen. Das Atiyah-Singer-Indextheorem ist einer der großen Meilensteine der Mathematik des zwanzigsten Jahrhunderts und hat viele der wichtigsten späteren Entwicklungen in der Topologie, Differentialgeometrie und Quantenfeldtheorie beeinflusst. Die Urheber des Theorems haben sowohl allein als auch zusammen wesentlich dazu beigetragen, eine Lücke zwischen der reinen Mathematik und der theoretischen Teilchenphysik zu schließen, und haben dadurch eine Wechselwirkung ausgelöst, die als eine der fruchtbarsten Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte bezeichnet werden muss.
Michael Francis Atiyah und Isadore M. Singer zählen zu den einflussreichsten Mathematikern des vergangenen Jahrhunderts und sind nach wie vor auf ihrem Fachgebiet tätig. Mit dem Indextheorem veränderten sie die Landschaft der Mathematik. Im Laufe von zwanzig Jahren beschäftigten sie sich gemeinsam mit dem Indextheorem und dessen Verzweigungen.
Atiyah und Singer kommen ursprünglich aus zwei verschiedenen Bereichen der Mathematik: Atiyah von der algebraischen Geometrie und Topologie, Singer von der Analysis. Ihre grundlegenden Leistungen in diesen Bereichen werden ebenfalls hoch anerkannt. Atiyahs frühe Arbeiten über meromorphe Formen der algebraischen Mannigfaltigkeiten und sein bedeutender Artikel aus dem Jahr 1961 über Thom- Komplexe sind solche Beispiele. Atiyahs Pionierarbeiten in Zusammenarbeit mit Friedrich Hirzebruch über die Entwicklung der topologischen Entsprechung der Grothendieckschen K-Theorie fand zahlreiche Anwendungen bei klassischen Problemen der Topologie und erwies sich später als eng mit dem Indextheorem verbunden.
Singer begründete das Fachgebiet der triangularen Operatoralgebren (zusammen mit Richard V. Kadison). Singers Name ist auch mit dem Ambrose-Singer-Holonomietheorem und der Ray-Singer-Torsionsinvariante verknüpft. Zusammen mit Henry P. McKean wies Singer die umfassenden geometrischen Informationen in Integralkernen der Wärmegleichung nach, eine Entdeckung von großer Bedeutung.
Der Abel-Preis ist mit NOK 6.000.000 (USD 875.000, GBP 475.000, EUR 710.000) dotiert und wurde 2003 erstmals verliehen. Preisträger im letzten Jahr war Jean Pierre Serre.