Der norwegische Zeitungsbereich ist derzeit von drei großen Mediengruppen dominiert. Die größte ist Schibsted – sie besitzt die tägliche Boulevardzeitung Verdens Gang und die Tageszeitung Aftenposten im Broadsheet-Format. Die zweitgrößte ist der Industrie-Großkonzern Orkla und die dritte ist A-pressen, ursprünglich die Zeitungskooperative der Arbeiterbewegung. Einige der größeren Zeitungen, wie die täglichen Boulevardzeitungen Dagbladet und Verdens Gang, haben Anteile an kleineren lokalen Zeitungen gekauft.
Die Anzahl der Bankrott gegangenen Zeitungen in Norwegen ist um einiges geringer als in vielen anderen westlichen Ländern. Die geringe Pleitenquote ist teilweise darauf zurückzuführen, dass der Staat seit 1969 eine direkte Pressehilfe für finanziell schwache Zeitungen vorsieht. Die Pressehilfe wird gemäß vorher definierter Kriterien gewährt und dient dazu, auf dem norwegischen Zeitungsmarkt die Vertretung so vieler unterschiedlicher politischer Standpunkte wie möglich zu gewährleisten. Auch einige kleine lokale Zeitungen und „zweitrangige“ Zeitungen in Gebieten, die noch nicht vollständig von einer einzigen Zeitung mit Monopolstellung übernommen wurden, können die Pressehilfe erhalten.
Das erste werbetreibende Medium in Norwegen erschien im Jahr 1763. Die erste moderne Zeitung wurde 1815 publiziert, und lokale Zeitungen kamen in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts auf. Zu Ende des 19. Jahrhunderts erleichterten der Telegraf und das Telefon die Verbreitung von Nachrichten, und die Rotationspresse machte die Zeitung zu einem preiswerten Massenmedium. Die Tageszeitung Aftenposten führte aktive investigative Reportagen ein und revolutionierte damit die Welt des norwegischen Journalismus.
Die meisten norwegischen Zeitungen wurden ursprünglich von politischen Parteien gegründet, einschließlich Venstre (norwegische Liberale Partei) und Høyre (norwegische Konservative Partei), gefolgt von der Arbeiterbewegung. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die politische Parteienpresse schrittweise von kommerziell orientierten Eigentümern übernommen. Das Klima für die Aufbringung von finanziellen Mitteln war rauer geworden. Als die Werbung in den 80er Jahren bei den öffentlichen Rundfunkanstalten eingeführt wurde, fanden sich die Zeitungen hinsichtlich des Anzeigenmarkts einer Konkurrenz zu Fernsehen und Radio ausgesetzt. Das Erfordernis zur Marktanpassung spiegelt sich auch in den veränderten Zeitungsformaten wider. Viele Zeitungen haben das traditionelle Broadsheet-Format durch ein Tabloid-Format ersetzt. Die neue Technologie führte auch zu einer verstärkten Verwendung von Foto- und Illustrationsmaterial, Farben und anderen typografischen Mitteln. Der Inhalt von Zeitungsberichten nähert sich dem Fernsehen und der Wochenpresse an und konzentriert sich mehr auf Einzelpersonen und populäre Themen. Drei neue Zeitungstypen wurden in den 90er Jahren eingeführt: Sonntagszeitungen, kostenlose Zeitungen und Internet-Zeitungen.
Norwegen hat eine reiche Auswahl an Wochenmagazinen. Seit den 90er Jahren besteht die Wochenpresse hauptsächlich aus populären Familienmagazinen, Frauenzeitschriften und Magazinen für das häusliche Leben, sowie Magazinen mit Berichten über die Reichen und Schönen. In den 80er Jahren wurde das Prominenten-Magazin Se og Hør (Sehen und Hören) das weitverbreitetste Printmedium Norwegens. Über die letzten Jahrzehnte hat sich die Magazinpresse mehr und mehr in Segmenten spezialisiert, wie z.B. in Magazinen über Autos, Boote, Computer, Reisen und Hobbies.
In Ergänzung zur Tages- und Wochenpresse verfügt Norwegen über eine weitreichende Fachpresse, die von Gewerkschaften und Verbänden herausgegeben wird. Es existiert auch eine große Auswahl an akademischen Periodika.
Aus: Aschehoug und Gyldendals Norwegischer Enzyklopädie / John Solheim