Norwegen hat eine amtliche Protestantische Staatskirche, die auf der evangelisch-lutherischen Religion basiert. Obwohl es keine Trennung von Kirche und Staat gibt, haben alle Einwohner in Übereinstimmung mit einem Verfassungszusatz von 1964 das Recht, ihre Religion frei auszuüben. Neun von zehn ethnischen Norwegern gehören der Norwegischen Staatskirche an.
Der religiöse Ausdruck findet in Norwegen weitgehend im Privaten statt; wenn auch die meisten Menschen angeben, dass Religion für sie wichtig ist, wird dies allgemein nicht durch die aktive religiöse Teilnahme in organisierten Gemeinden ausgedrückt. Während annähernd 88% der Bevölkerung der Kirche von Norwegen angehören, nehmen nur 10% mehr als einmal pro Monat an Gottesdiensten oder anderen christlich orientierten Versammlungen teil.
Ungefähr 5.9% der Bevölkerung sind Mitglieder in anderen religiösen Gemeinschaften, während 6.2% zu überhaupt keiner religiösen Gemeinschaft gehören. Die größten religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften außerhalb der Kirche von Norwegen sind die Humanistische Bewegung, die vom norwegischen Humanistischen Verband (63.000) vertreten wird, der Islam (60.000), die Pfingstbewegung (45.000), die Römisch-Katholische Kirche (40.000 oder mehr), die Evangelisch-Lutherische Freikirche (20.000), die Methodisten (13.000) sowie einige kleinere Freikirchen.
Die Bekehrung Norwegens zum Christentum begann um das Jahr 1000 und war, durch eine Kombination von Handelsbeziehungen sowie Raubzügen der Wikinger, das Ergebnis von Kontakten mit dem christlichen Europa. Von der Angelsächsischen Kirche sowie von Deutschland und Dänemark geführte missionarische Aktivitäten verschafften dem Christentum zunehmende Bedeutung, und es erlangte Vorherrschaft über die Götter der traditionellen altnordischen Mythologie und der Naturverehrung der Samen.
Das christliche Norwegen gehörte bis zur Reformation im Jahre 1537 zur Römisch-Katholischen Kirche. Das Verbot von Laienpredigten wurde 1842 aufgehoben und führte zu einigen freikirchlichen Bewegungen und einer starken Laienorganisation innerhalb der Kirche von Norwegen. Als Ergebnis davon wurde die norwegische kirchliche Gesellschaft eng mit einer konservativen christlichen Interpretation und einer starken missionarischen Bewegung verbunden.
aus: Aschehoug and Gyldendals Norwegischer Enzyklopädie / Einar Molland / Haakon Flottorp