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Samische Geschichte und Politik

In seiner Rede während der offiziellen Eröffnung des Sámediggi (Samisches Parlament) im Jahr 1997 unterstrich SM König Harald V., dass sowohl die samische Bevölkerung als auch die Norweger ein integraler Bestandteil der norwegischen Gesellschaft sind und entschuldigte sich für die Art und Weise, in der die samische Bevölkerung in der Vergangenheit behandelt wurde: „Der norwegische Staat wurde auf dem Territorium zweier Völker gegründet – der Samen und der Norweger. Die samische Geschichte ist mit der Geschichte Norwegens eng verflochten. Heute drücken wir im Namen des Staates unser Bedauern über das gegenüber der samischen Bevölkerung begangene Unrecht durch die harte Politik der Norwegisierung aus.“

Zu Ende des 19. Jahrhunderts verfolgten die norwegischen Behörden eine strikte Politik der Norwegisierung im Hinblick auf die Samen und nationale Minoritäten. In den späten 1930er Jahren kam eine positivere Sichtweise der Minderheitenpolitik in Bezug auf die Samen auf. Im Jahr 1956 rief das Ministerium für Kirche und Bildung ein Komitee ins Leben, dass die samischen Themen untersuchen sollte. Der im Jahr 1959 fertig gestellte Untersuchungsbericht empfahl eine neue Politik, die eine völlige Abkehr von der Norwegisierungs- und Assimilierungspolitik darstellte. Basierend auf diesen Empfehlungen legte das Ministerium in den Jahren 1962-63 dem Storting einen Bericht vor, der die Grundlage für die erste, umfassende parlamentarische Debatte über die fundamentalen Prinzipien der norwegischen Politik im Hinblick auf die Samen schuf.

Die Maßnahmen, die anschließend für die Erhaltung und Entwicklung der Besiedelung und wirtschaftlichen Aktivität in den samischen Regionen umgesetzt wurden, beinhalteten die Einrichtung des Samischen Entwicklungsfonds im Jahr 1974 und das Abkommen über die Rentierhaltung im Jahr 1976.

In den 1980er Jahren wurden der Samische Rechtsausschuss und der Samische Kulturausschuss gegründet. Auf der Grundlage der Empfehlungen des Samischen Rechtsausschuss’ wurde die Gesetzgebung zum Sámediggi (Samisches Parlament) und anderen samischen Rechtsangelegenheiten (das Samengesetz) verabschiedet. Die ersten Wahlen zum Sámediggi wurden in Verbindung mit den Wahlen zur Norwegischen Nationalversammlung im September 1989 abgehalten, und die erste Sitzung des Sámediggi wurde von König Olav am 7. Oktober 1989 offiziell eröffnet.

Kollektive und individuelle Entschädigung
Im Jahr 2000 richtete der Storting einen samischen Nationalfond in Höhe von NOK 75 Millionen ein. Die Einkünfte aus dem Fond werden für verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der samischen Sprache und Kultur verwendet und dienen als kollektive Entschädigung für die durch die frühere Norwegisierungspolitik verursachten Schäden und Ungerechtigkeiten gegenüber der samischen Bevölkerung. Der Fond wird vom Sámediggi verwaltet.

Im Juni 2004 brachte die norwegische Regierung ein Weißbuch heraus, dass Entschädigungen im Rahmen freiwilliger Leistungen des Stortings an die samische Bevölkerung und die Kvens (im Norden lebende Menschen finnischer Abstammung) empfiehlt, die infolge des Zweiten Weltkriegs von Schulbildung ausgeschlossen waren. Infolge mangelnder Schulbildung und durch die frühere Norwegisierungspolitik haben viele Samen und Kvens aus dieser Zeit niemals  Lesen und Schreiben gelernt. Die Empfehlung wird Gegenstand weiterer Beratungen im Storting sein.

Die Zielsetzung der Regierung, einen Rahmen zu schaffen, in dem die samische Bevölkerung Norwegens ihre Sprache, Kultur und Lebensweise erhalten und entwickeln kann, wurzelt in Artikel 110 a der norwegischen Verfassung und den Verordnungen des Samengesetzes. Norwegen ist ebenfalls durch die Ratifizierung verschiedener internationaler Abkommen an den Schutz der Rechte der samischen Bevölkerung gebunden, insbesondere durch Artikel 27 des UN-Vertrags über Bürgerliche und Politische Rechte und die ILO-Konvention Nr. 169 über die Ur- und Stammesbevölkerung in unabhängigen Staaten. Als Urbevölkerung und ethnische Minorität in vier verschiedenen Staaten hat die samische Bevölkerung sowohl den Bedarf an als auch die Berechtigung zu einer Sonderstellung in Bezug auf internationales und nationales Recht. Norwegen erkennt seine Verpflichtung an, die Entwicklung der samischen Sprache, Kultur und der Sozialstrukturen zu sichern.

Im Jahr 2004 stellte die Regierung ca. NOK 542 Millionen für besondere Maßnahmen im Zusammenhang mit den Samen zur Verfügung. Davon werden NOK 227 Millionen vom Sámediggi verwaltet.

Das Sámediggi
Das Sámediggi dient der Regierung als Hauptausgangspunkt für den Zugang und den Dialog im Hinblick auf die samische Politik. Das Sámediggi hat auch die Verantwortung für administrative Aufgaben und die Umsetzung  politischer Maßnahmen in bestimmten Gebieten. Es ist die erklärte Zielsetzung der Regierung, das Sámediggi bei Angelegenheiten von besonderer Bedeutung für die samische Bevölkerung mit größerem Einfluss und erweiterter Verantwortung auszustatten.

Dem Sámediggi wurde bereits die Verantwortung für die Verteilung finanzieller Zuwendungen an samische Organisationen sowie für kulturelle, wirtschaftliche und sprachliche Initiativen zuerkannt. Darüber hinaus wurden dem Sámediggi eine Reihe von Funktionen mit besonderer Bedeutung für die samische Kultur von verschiedenen Ministerien der Regierung übertragen. In Übereinstimmung mit den Verordnungen des Samengesetzes verfügt das Sámediggi über ein großes Maß an Autonomie und Einfluss bei der Behandlung dieser Themen.

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The Sámediggi assembly hallFoto: John-Marcus Kuhmunen / Sámediggi

The main assembly hall in the Sámediggi buildingFoto: John-Marcus Kuhmunen / Sámediggi

Traditional sámi clothingFoto: John-Marcus Kuhmunen / Sámediggi

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