Ibsen

Fakten

Brand

Entstehung
Die Entstehungsgeschichte von 'Brand' fängt in vieler Hinsicht mit einem großpolitischen Ereignis an: dem deutsch-dänischen Krieg um Schleswig-Holstein und der Niederlage des dänischen Heeres bei Düppel (dänisch Dybbøl) 1864. Ibsen war rasend vor Zorn, weil Norwegen und Schweden den Dänen in diesem Konflikt nicht beistanden.
Sein Zorn und Gram wurden nicht geringer als er in Berlin auf der Durchreise nach Italien, "den Pöbel sich brüllend in den Trophäen aus Düppel wälzen sah, ihn auf den Lafetten reiten und in die Kanonen spucken sah" (Brief an Bjørnstjerne Bjørnson vom 28. Januar 1865). "In jenen Tagen", schreibt Ibsen einige Jahre später in einem Brief an Peter Hansen, "begann 'Brand' sich wie ein Embryo in mir zu entwickeln."

In seiner ersten Fassung war 'Brand' ein Gedicht in epischer Form. Die Hauptperson hieß nicht Brand sondern Koll. Ibsen arbeitete an diesem Gedicht bis zum Sommer 1865, war aber nicht zufrieden damit und legte den Stoff beiseite. Der Stoff ließ ihn jedoch nicht los, und das Gedicht wurde ein Drama. Die politische Satire wurde abgeschwächt, und das Stück stattdessen in religiösen Motiven verankert. Aus Koll wurde der Pastor Brand.
In einem Brief aus Ariccia an Bjørnstjerne Bjørnson vom 12. September 1865 beschreibt Ibsen, wie der Stoff endlich in ein Stück mündete:

"So ging ich eines Tages in die Peterskirche - ich hatte in Rom zu tun -, und plötzlich sah ich es klar und deutlich vor mir, was ich zu sagen hatte. - Da habe ich alles über Bord geworfen, womit ich mich ein Jahr lang vergebens gequält hatte, und Mitte Juli begann ich etwas Neues. Es floß mir von der Feder wie noch nie. Neu war es in dem Sinne, daß ich zwar zu schreiben begann, aber daß Stoff und Stimmung mich wie ein Alptraum bedrückten, seit die vielen furchtbaren Ereignisse daheim mich dazu brachten, in mich selbst zu gehen, in unser Leben hineinzusehen und über Dinge nachzudenken, die mich früher nur flüchtig berührten, weil ich sie nicht weiter ernst nahm. Es ist ein dramatisches Gedicht, der Stoff aus der Gegenwart, ernster Inhalt, fünf Akte in gereimten Versen (keine «Komödie der Liebe»). Der vierte Akt ist nun bald fertig, und den fünften - das habe ich im Gefühl - kann ich in acht Tagen schreiben. Ich arbeite vormittags und nachmittags, was ich früher nicht gekonnt habe. Hier draußen ist es gesegnet friedlich, keine Bekanntschaften, ich lese nichts anderes als die Bibel - sie ist kräftig und stark."

Das Stück wurde in weniger als drei Monaten geschrieben. Der letzte Akt wurde Mitte Oktober 1865 fertig. Ibsen schickte den letzten Teil des Manuskriptes in Reinschrift Mitte November an seinen neuen Verleger Frederik Hegel in Kopenhagen.

Erstausgabe
'Brand' erschien am 15. März 1866 in Kopenhagen. Es war das erste von Ibsens Stücken, dass in Frederik Hegels Verlag Gyldendalske Boghandel herausgegeben wurde. Die Erstauflage lag bei 1275 Exemplaren, etwa die Hälfte der Höhe, auf die sich Hegel und Ibsen ursprünglich geeinigt hatten. Hegel bezweifelte das Absatzpotential des Buches. Dieser Zweifel erwies sich jedoch als ausgesprochen unbegründet. Bevor das Jahr zu Ende gegang en war, waren bereits nicht weniger als drei Neuauflagen gedruckt worden. Die Ausgabe schlug wie eine Bombe in das Geistesleben Dänemarks und Norwegens ein, die Lektüre ergriff die Leser mit ungewöhnlicher Stärke.
'Brand' brachte für Ibsen auch endlich den Durchbruch zur Anerkennung. Er wurde von nun an zu den größten Dichtern des Nordens gezählt.

Uraufführung
Ebenso wie 'Peer Gynt', Ibsens nächstes Stück, war auch 'Brand' nicht für die Aufführung auf der Bühne geschrieben. Aber dennoch wurde am 14. Mai 1867, ein Jahr nach Erscheinung des Buches, der vierte Akt des Stückes von einer von Laura Gundersen geleiteten Gruppe von Schauspielern von Christiania Theater am Theater der Studentenschaft in Kristiania aufgeführt. Brand und Agnes wurden vom Ehepaar Sigvard und Laura Gundersen gespielt. Am 26. Juli 1867 war dieselbe Inszenierung im Christiania Theater zu sehen. 

Es dauerte jedoch neunzehn Jahre, bis das Stück in seiner Gesamtheit auf die Bühne gebracht wurde. Dies geschah am 24. März 1885 im Nya Teatern in Stockholm. Ludvig Josephson führte bei dieser Aufführung Regie, die sechseinhalb Stunden dauerte. Die erste vollständige Aufführung in Norwegen fand am 21. Oktober 1895 im Eldorado Theater statt, aber die Schauspielertruppe bestand auch in diesem Fall aus Schweden, es handelte sich um die Wandertheatertruppe des Theaterdirektors August Lindberg. Lindberg selbst führte Regie und spielte die Titelrolle.

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