Kaiser und Galiläer
Erster Teil: Cäsars Abfall
Kaiser Konstantios.
Kaiserin Eusebia.
Helena, des Kaisers Schwester.
Gallos, des Kaisers Vetter.
Julian, des Gallos jüngerer Stiefbruder.
Memnon, ein Aethiopier, des Kaisers Leibsklave.
Potamon, Goldschmied.
Phokion, Färber.
Eunapios, Haarscherer.
Ein Fruchthändler.
Ein Hauptmann der Wache.
Ein Soldat.
Ein geschminktes Weib.
Ein Gichtbrüchiger.
Ein blinder Bettler.
Agathon, eines Weingärtners Sohn aus Kappadocien.
Libanios, ein Philosoph.
Gregor von Nazianz.
Basilios von Cäsarea.
Sallust von Perusia.
Hekebolios, ein Schriftgelehrter.
Maximos, ein Mystiker.
Eutherios, Hausmeister.
Leontes, Quästor.
Myrrha, Sklavin.
Decentius, Tribun.
Sintula, Stallmeister.
Florentius und Severus, Heerführer.
Oribases, ein Arzt.
Laipso und Varro, Unterbefehlshaber.
Mauros, Fahnenträger.
Soldaten, Kirchgänger, heidnische Zuschauer, Hofleute, Priester, Zöglinge der Philosophenschulen, Tänzerinnen, Diener, Gefolge des Quästors, gallisches Kriegsvolk.
Visionen und Stimmen.
Zweiter Teil: Kaiser Julian
Kaiser Julian.
Nevita, Kriegsoberst.
Potamon, Goldschmied.
Cäsarios von Nazianz, Leibarzt.
Themisteos und Mamertinos, Redner.
Ursulos, Schatzmeister.
Eunapios, Haarscherer.
Barbara, ein Weib.
Hekebolios, ein Philosoph.
Hofleute und Staatsbeamte, Bürger von Konstantinopel, Teilnehmer des Dionysoszuges, Flötenspieler, Tänzer, Gaukler und Weiber, Gesandte morgenländischer Könige.
Eutherios, Hausmeister.
Palastdiener, Richter, Redner, Lehrer und Bürger von Antiochia.
Medon, ein Kornhändler.
Malkos, Steuereinnehmer.
Gregor von Nazianz, Bruder des Cäsarios.
Phokion, Färber.
Publia.
Hilarion, ihr Sohn.
Agathon von Kappadocien.
Maris von Chalkedon, Bischof.
Teilnehmer des Apollozuges, Opferpriester, Tempeldiener, Harfenschläger und Stadtwächter.
Agathons jüngerer Bruder.
Zug der christlichen Gefangenen.
Herakleos, ein Dichter.
Oribases, Leibarzt.
Libanios, Redner und Stadtvorsteher in Antiochia.
Apollinaris, Psalmendichter.
Kyrillos, Lehrer.
Ein alter Priest an Kybeles Heiligtum.
Die Psalmensängerinnen von Antiochia.
Fromentinos, Hauptmann.
Jovian, Kriegsoberst.
Maximos, ein Mystiker.
Numa, ein Wahrsager.
Zwei andere etrustische Wahrsager.
Hormisdas, ein landesflüchtiger Perserfürst.
Anatolos, Anführer der Leibwache.
Priskos und Kytron, Philosophen.
Ammian, ein Hauptmann.
Basilios von Cäsarea.
Makrina, dessen Schwester.
Ein persischer Überläufer.
Römische und griechische Soldaten, persisches Kriegsvolk.
(Wiedergegeben nach Henrik Ibsens Sämtliche Werke in deutscher Sprache, Fünfter Band, S. Fischer Verlag, Berlin 1899.)
Handlung
Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von zwölf Jahren, von 351 bis 363 nach Christus – eine Umbruchzeit, eine Zeit der Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und dem Hellenismus. Am Anfang des Stückes ist Julian neunzehn Jahre alt und lebt mit seinem Bruder, dem Thronerben Gallos, in Furcht vor dem christlichen Kaiser Konstantios. Der Kaiser hat Julians und Gallos' ganze Familie ermorden lassen. Julian ist als Christ erzogen, wird jedoch von religiösen Zweifeln geplagt. Unter dem Einfluss des Lehrers und Philosophen Libanios reist er nach Athen, um sich mit der heidnischen Religion vertraut zu machen. Aber auch der Glauben an die alten Götter befriedigt ihn nicht, er sehnt sich nach einer Offenbarung, die ihm die Richtung weisen kann. Der Mystiker Maximos von Ephesos verkündet ihm die Vision des "dritten Reiches", eines Reiches, das sowohl auf christlicher Ethik als auch auf heidnischer Weisheit und Lebensfreude gegründet werden soll. Maximos beschwört ein "Symposium der Geister", zu dem er die Geister drei er Männer herbeiruft, die den Gang der Geschichte verändert haben, ohne sich dessen bewusst zu sein, die unwissentlich Werkzeuge des "Weltwillens" waren. Die beiden ersten sind Kain und Judas Ischarioth, der dritte jedoch zeigt sich nicht, und Maximos wird klar, dass entweder ihm selbst oder Julian diese Rolle zukommt.
Julian hat große Pläne, was seine eigene Zukunft betrifft, er sieht sich als Liebling der Götter, ausersehen zu großen Taten. Er glaubt den Gang der Geschichte verändern zu können, wenn er nur eine "reine Frau" heiraten könnte. Er erhält die Nachricht von der Hinrichtung Gallos', des Thronerben, empfängt gleichzeitig den Titel Cäsar und erhält Helena, des Kaisers Schwester, zur Frau. Dies deutet er als Zeichen für seine schicksalhafte Bestimmung. Er wird an die gefährdeten Grenzen Galliens entsandt und trägt einen entscheidenden Sieg über die Barbaren davon. Der Erfolg erweckt im Kaiser die Befürchtung, Julian könnte auf Rom marschieren, und um dies zu verhindern, sendet er einen Tribun zu ihm. Mit mitgebrachten Früchten vergiftet der Helena, die, wie sich herausstellt ein Kind erwartet. Bevor sie stirbt, deutet sie verwirrten Geistes noch an, dass das Kind nicht von Julian sei. Julian wirft nun seine letzten Skrupel ab und führt das Heer gegen Rom. Er erklärt öffentlich seinen Abfall vom Christentum und wäscht sich mit dem Blut eines Opfertieres als Zeichen dieses Abfalls und der Annahme des Glaubens an die alten Götter: Apollon, Kybele og Dionysos. Hier endet der erste Teil des Doppeldramas.
Kaiser Konstantios ist gestorben, bevor Julian Rom erreichte, und im zweiten Teil des Stückes ist Julian selbst Kaiser geworden. Er verkündet die Religionsfreiheit für alle Bürger, wobei er Wert darauf legt, dass die Christen ihren Glauben ausüben können, obwohl er selbst Heide ist. Die Christen widersetzen sich jedoch mit Gewalt der Wiedereinführung der heidnischen Religion, und mit der Zeit wird Julian zum Tyrannen, der hart gegen die Christen zurückschlägt. Seine Kraft ist gebrochen, sein Geist umdüstert sich. Gegen Ende des Stückes zieht er auf einen Feldzug gegen die Perser, hat aber diesmal das Kriegsglück nicht auf seiner Seite. Er wird nun mehr oder weniger als der Antichrist betrachtet und wird in der Wüste von einem ehemaligen Freund, einem Christen, ermordet. Es wird deutlich, dass seine unmenschliche Herrschaft die Christen aufgerüttelt und ihrer Sache gedient hat. Wie Kain und Judas hat Julian dem "Weltwillen" gedient, ohne sich dessen bewusst zu sein, und den Lauf der Geschichte in eine seinen eigenen Wünschen entgegengesetzte Richtung beeinflusst.
Quelle: Merete Morken Andersen, Ibsenhåndboken (Ibsenhandbuch), Gyldendal Norsk Forlag, 1995