Ein Volksfeind
Doktor Thomas Stockmann, Badearzt.
Frau Stockmann.
Petra, beider Tochter, Lehrerin.
Ejlif und Morten, beider Söhne, im Alter von dreizehn und zehn Jahren.
Peter Stockmann, der ältere Bruder des Doktors, Stadtvogt, Haupt der Polizei und Vorsitzender der Badeverwaltung u. s. w.
Morten Kiil, Gerbermeister, Frau Stockmanns Pflegevater.
Hovstad, Redakteur des "Volksboten".
Billing, Mitarbeiter des Blattes.
Horster, Schiffskapitän.
Aslaksen, Buchdrucker.
Besucher einer Bürgerversammlung, Männer aus allen Ständen, einige Frauen und eine Schar Schulknaben.
(Wiedergegeben nach Henrik Ibsens Sämtliche Werke in deutscher Sprache, Siebenter Band, S. Fischer Verlag, Berlin 1901.)
Handlung
Tomas Stockmann ist Kurarzt und Familienvater in einer norwegischen Kleinstadt. Durch über einen längeren Zeitraum durchgeführte Untersuchungen hat er festgestellt, dass das Kurbad, das auf seine Initiative hin entstanden ist, und dem große Bedeutung für den Ruf der Stadt zukommt und für den wirtschaftlichen Aufschwung, den sie in der letzten Zeit erlebt hat, verseuchtes Wasser enthält und ein Gesundheitsrisiko für die Badenden darstellt. Er vertritt die Überzeugung, dass das Bad geschlossen werden muss, bis der Fehler ausgebessert ist. Anfänglich wird er für seine Entdeckung gefeiert, aber als nach und nach klar wird, dass die Arbeiten hohe Kosten für die Stadt mit sich bringen, wenden sowohl die Presse als auch die Einwohner sich gegen ihn. Einer seiner größten Opponenten ist sein eigener Bruder, der Stadtvogt Peter Stockmann. Der Doktor wird von mehreren Seiten gebeten, seine absolute Forderung nach einer Schließung des Bades zu mäßigen, er aber beruft eine Volksversammlung ein, auf der er seinen Standpunkt darlegen will. Den Einwohner der Stadt, die die öffentliche Meinung verkörpern, will er vermitteln, dass nicht die Majorität im Recht ist, sondern die Minorität. Die versammelte Bürgerschar erklärt den Doktor jedoch zum Volksfeind und zu einer Bedrohung für die Stadt, und er sieht sich gezwungen, die Versammlung zu verlassen. Die Ereignisse haben dramatische Konsequenzen für ihn persönlich und für seine Familie: seine Patienten lassen ihn im Stich, ihm wird als Kurarzt gekündigt, seine Tochter Petra verliert ihre Arbeit als Lehrerin und der Hauswirt kündigt ihnen. Voller Zorn und Enttäuschung will er zunächst mit Frau und Kindern ins Ausland reisen. Aber als man beginnt, ihm die Fensterscheiben einzuwerfen, und zwielichtige Angebote und Drohungen bei ihm eingehen, begreift er, wie schlimm es um die Freiheit des Geistes in seiner Heimatstadt bestellt ist. Er beschließt zu bleiben und sich stattdessen für die Erziehung der Einwohner der Stadt zu freidenkenden Menschen aufzuopfern.
Quelle: Merete Morken Andersen, Ibsenhåndboken (Ibsenhandbuch), Gyldendal Norsk Forlag, 1995