Klein Eyolf
Personen
Alfred Allmers, Gutsbesitzer und Schriftsteller, früher Schullehrer.
Rita, seine Frau.
Eyolf, ihr Kind; neun Jahr alt.
Asta Allmers, Alfreds jüngere Stiefschwester.
Borgheim, Ingenieur.
Die Rattenmamsell.
(Wiedergegeben nach Henrik Ibsens sämtliche Werke in deutscher Sprache, Neunter Band, S. Fischer Verlag, Berlin 1899.)
Handlung
Das Handlung des Stückes erstreckt sich über eineinhalb Tage und spielt auf dem Grundstück des Ehepaares Rita und Alfred Allmers, unweit des Fjordes, etliche Kilometer von der nächsten Stadt entfernt gelegen. Die beiden haben einen neunjährigen Sohn, Eyolf, dessen eines Bein verkrüppelt ist. Die Verkrüppelung ist eine Folge davon, dass der Junge als Säugling vom Tisch gefallen ist, als die Eltern ihn während einer leidenschaftlichen Liebesstunde sich selbst überlassen hatten. Nach diesem Unfall scheint Alfred sich körperlich wie auch gefühlsmäßig von Rita entfremdet zu haben. Er hat sich in der Arbeit an einer philosophischen Abhandlung über "die menschliche Verantwortung" begraben, die er für seine Berufung und sein Lebenswerk hält. Rita fühlt sich von ihrem Mann abgewiesen, was seinen Ausdruck in heftigen Anfällen von Eifersucht findet, die sich auf ihren Sohn richtet und auf Alfreds Stiefschwester Asta, der Alfred eng verbunden ist.
Die Handlung setzt ein, nachdem Alfred von einer Reise ins Gebirge zurückgekehrt ist, auf der er sich entschlossen hat, die Arbeit an der Abhandlung aufzugeben, und sich ganz dem Glück und der Entwicklung Eyolfs zu widmen. Eine alte Frau, die Rattenmamsell, kommt in das Haus um zu fragen, ob sie "im Hause was Nagendes" hätten; sie erbietet sich, die Ratten auf den Fjord hinaus zu locken, damit sie ertrinken. Doch keiner im Haus meint, es gäbe etwas Nagendes, das sie loswerden müssten. Den kleinen Eyolf jedoch fasziniert die unheimliche Rattenmamsell, wie magisch angezogen folgt er ihr zum Wasser, wo er ertrinkt. Der Tod des Jungen stürzt die Hinterbliebenen in eine Krise. Es wird deutlich, dass Alfred Asta liebt, die ihrerseit durch alte Briefe aus dem Nachlass ihrer Mutter herausgefunden hat, dass sie und Alfred doch keine leiblichen Geschwister sind. Sie reist zusammen mit dem Ingenieur Borgheim ab, der um sie geworben hat.
Nach einer heftigen Aussprache und eingehender Selbstprüfung, beschließen Rita und Alfred, es dennoch weiter miteinander zu versuchen. Sie wollen ein neues Leben beginnen, das der Fürsorge für die armen Kinder am Ort gewidmet sein soll. Mit Hilfe ihres sozialen Engagements wollen sie versuchen, das Gefühl von Schuld, Trauer und Leere, das sie nach Eyolfs Tod empfinden, zu verarbeiten.
Quelle: Merete Morken Andersen, Ibsenhåndboken (Ibsenhandbuch), Gyldendal Norsk Forlag, 1995