Klein Eyolf
Entstehung
'Klein Eyolf' wurde 1894 geschrieben, als Ibsen seine Wohnung in Victoria Terrasse in Kristiania hatte. Die Planung dazu begann im Herbst 1893. In einem Brief an Jacob Hegel vom 18. September 1893 schreibt Ibsen:
"Ich habe nun mit dem Entwurf zu einer neuen dramatischen Arbeit begonnen, die ich im Laufe des nächsten Sommers zu beendigen die Absicht habe. Hier fällt mir die Arbeit leicht, und es ist ja eine große Annehmlichkeit, sein eigenes unabhängiges Heim zu haben."
Aus einem Brief an seine Schwiegertochter Bergliot Ibsen geht hervor, dass er mit den schriftlichen Aufzeichnungen am 14. Juni 1894 begann. Die erste vollständige Ausarbeitung trägt die Datumsangaben:
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Angefangen |
Beendet |
1. Akt |
(unbekannt) |
10. Juli |
2. Akt |
11. Juli |
24. Juli |
3. Akt |
25. Juli |
7. August |
Dann nahm Ibsen noch eine große Anzahl von Berichtigungen und Änderungen vor, bevor er er die Reinschrift des Manuskripts anfertigte. Viele zentrale Elemente tauchen erst in der letzten Fassung auf, z. B. Eyolfs Behinderung und Allmers` Ausdruck vom "Gesetz der Wandlung". Das Manuskript in Reinschrift wurde am 13. Oktober 1894 an den Verlag geschickt.
Erstausgabe
Die Gyldendal-Ausgabe
Klein Eyolf erschien am 11. Dezember 1894 im Verlag Gyldendalske Boghandel (F. Hegel & Sohn) in Kopenhagen und Kristiania in einer Auflage von 10 000 Exemplaren. Das Buch verkaufte sich ausgezeichnet. Die Erstauflage war nach kurzer Zeit vergriffen. Bereits am 21. Dezember erschien die zweite Auflage in Höhe von 2 000 Exemplaren, und eine dritte Auflage in Höhe von 1 250 Exemplaren kam am 20. Januar 1895 heraus.
Die Heinemann-Ausgabe und andere Ausgaben
Der englische Verleger William Heinemann verfuhr hier ebenso wie bei Hedda Gabler (1890) und bei Baumeister Solness (1892) und veröffentlichte Klein Eyolf in der Originalsprache in einer Mini-Auflage von 12 Exemplaren in London, um sich das Copyright daran zu sichern. Die Veröffentlichung fand gleichzeitig mit dem Erscheinen der Gyldendal-Ausgabe am 11. Dezember 1894 statt. Am selben Tag erschienen auch Übersetzungen des Stückes in englischer (von William Archer), französischer (von Moritz Prozor) und deutscher Sprache (von Ibsens Sohn Sigurd Ibsen) in London, Paris und Berlin.
Das Stück wurde von der nordischen Presse fast ausschließlich positiv aufgenommen.
Uraufführung
Klein Eyolf wurde am 12. Januar 1895 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Regie führte Otto Brahm, der kurz zuvor Direktor des Theaters geworden war. Die Rollen des Alfred und der Rita spielten Emanuel Reicher und Agnes Sorma. Die Aufführung fand vor ausverkauftem Haus statt und fand große Beachtung. Vom Publikum wie von den Kritikern wurde es allerdings recht gemischt aufgenommen.
Die Erstaufführung in Norwegen fand am 15. Januar am Christiania Theater statt. Ibsen selbst war bei der Aufführung zugegen. Die Rollen des Alfred, der Rita und der Asta spielten Nicolai Halvorsen, Ragna Wettergren und Johanne Dybwad. Im Laufe des Jahres 1895 wurde das Stück 36 Mal in dieser Besetzung aufgeführt.
Andere Inszenierungen des Stückes im Januar und Februar 1895:
- Den Nationale Scene, Bergen (21. Januar)
- Svenska Teatern, Helsinki (21. Januar)
- Albert Ranfts Theatergesellschaft, Göteborg (30. Januar)
- Teatro Manzoni, Mailand (22. Februar)
- Burgtheater, Wien (27. Februar)
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net