Peer Gynt
Entstehung
In einem Brief an seinen Verleger Frederik Hegel, geschrieben am 5. Januar 1867 in Rom, schreibt Ibsen:
Schließlich muß ich Ihnen berichten, daß meine neue Arbeit voll im Gange ist und, wenn alles gut geht, früh im Sommer fertig sein wird. Daraus entsteht ein großes, dramatisches Gedicht, dessen Hauptfigur eine halb mythische, halb abenteuerliche Gestalt des norwegischen Volkes der neueren Zeit ist. Das Stück hat keine Ähnlickeit mit Brand, es enthält keine direkte Polemik usw.
- Ich habe den Stoff lange in Gedanken mit mir herumgetragen; jetzt ist der ganze Plan schriftlich ausgearbeitet und der erste Akt begonnen. Peer Gynt wurde teils in Rom, teils auf Ischia und teils in Sorrento geschrieben. Das Manuskript ist mit den folgenden Datumsangaben versehen:
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Angefangen |
Beendet |
1. Akt |
14. Januar |
25. Februar |
2. Akt |
3. März |
(fehlt) |
3. Akt |
15. Juni |
2. Juli |
4. Akt |
(fehlt) |
15. September |
5. Akt |
19. September |
14. Oktober |
Ibsen schickte das Manuskrift des Stückes in Reinschrift in drei Sendungen an Hegel. Die Reinschrift des fünften und letzten Aktes schickte er am 18. Oktober 1867 von Sorrento ab.
Erstausgabe
'Peer Gynt' erschien am 14. November 1867 im Verlag Gyldendalske Boghandel (F. Hegel) in Kopenhagen in einer Auflage von 1250 Exemplaren. Bereits 14 Tage später wurde eine zweite Auflage in Höhe von 2000 Exemplaren gedruckt. Die Tatsache, dass das Buch sich so gut verkaufte, war auf den Erfolg des vorigen Stückes, Brand, zurückzuführen.
Uraufführung
'Peer Gynt' wurde nicht für die Bühne geschrieben. Vilhelm Bergsøe, der dänische Schriftsteller, der Ibsens fester Gefährte bei Spaziergängen während seines Aufenthalts auf Ischia war, zitiert in seinem Buch Henrik Ibsen auf Ischia und "Von der Piazza del Popolo": Erinnerungen aus den Jahren 1863-69 (Henrik Ibsen paa Ischia og "Fra Piazza del Popolo": Erindringer fra Aarene 1863-69, Kopenhagen 1907) folgenden Wortwechsel zwischen ihm und Ibsen:
"Kann man auf der Bühne einen Mann darstellen, der mit einem Schmelzlöffel herumläuft?"
"Ja, warum nicht", antwortete ich.
"Ja, aber es müsste ein großer Schmelzlöffel sein - einer, mit dem man Menschen umgießen kann."
"Das wird sich etwas komisch ausnehmen", bemerkte ich.
"Ja, das gla ube ich auch, aber es soll ja auch nicht gespielt werden, denke ich."
Einige Jahre später hatte Ibsen es sich jedoch anders überlegt. Am 23. Januar 1874 wandte er sich in einem Brief aus Dresden an Edvard Grieg. Er beabsichtigt 'Peer Gynt' für die Aufführung auf der Bühne zu bearbeiten und fragt Grieg, ob er "die nötige Musik dazu komponieren" wolle. Am 6. Februar desselben Jahres schreibt er an Ludvig Josephson, den schwedischen Theaterleiter des Christiania Theaters, der 1873 Die Kronprätendenten und Komödie der Liebe mit Erfolg aufgeführt hatte. Ibsen schreibt, er habe eine Bearbeitung des Stückes vorgenommen, es gekürzt und als "musikalisches Drama" eingerichtet.
Josephson war von der Idee begeistert. Es dauerte zwei Jahre, bis der Plan in die Tat umgesetzt wurde. Die Uraufführung fand am 24. Februar 1876 im Christiania Theater statt. Die Aufführung wurde dann aber auch ein enormer Erfolg, sowohl künstlerisch gesehen als auch was die Reaktion des Publikums betraf.
Zehn Jahre nach Christiania Theaters Erfolg wurde das Stück zum zweiten Mal inszeniert. Die Premiere fand am 15. Januar 1886 am Dagmarteatret in Kopenhagen statt - auch diesmal mit Henrik Klausen in der Titelrolle und mit Griegs Musik.
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net