Komödie der Liebe
Entstehung
'Komödie der Liebe' wurde 1862 geschrieben. Nach Nordische Heerfahrt von 1857 vergingen also fünf Jahre, bevor ein neues Schauspiel von Ibsens Hand vorlag. Wie kam es zu dieser langen unproduktiven Phase, der längsten in Ibsens Schaffenszeit? Eine der Ursachen waren unzweifelhaft all die Verpflichtungen und Aufgaben, die die Stellung als künstlerischer Leiter des Kristiania Norske Theaters mit sich brachte, die Ibsen am 3. September 1857 antrat. "Die Plackerei am Theater ist für einen Dichter [wie] eine sich täglich wiederholende Abtreibung der Leibesfrucht", schrieb er einige Jahre später in einem Brief an Bjørnstjerne Bjørnson.
Die Idee zu 'Komödie der Liebe' stammt sicherlich aus dem Jahre 1858. Die Liebes- und Ehethematik lagen Ibsen gerade zu jener Zeit nah. Am 18. Juni 1858 heiratete er Suzannah Thoresen. Die beiden zentrale Frauengestalten in 'Nordische Heerfahrt' und 'Komödie der Liebe', Hjørdis und Svanhild, sollen Suzannah nachgebildet worden sein.
Der älteste Entwurf zu dem Stück aus dem Jahre 1860 trägt den Titel 'Svanhild'. Der Entwurf unfasst nur einen Akt und ist im Prosastil geschrieben. Der Stoff wurde sodann beiseite gelegt, und Ibsen arbeitete erst Anfang 1862 wieder daran. Der 'Svanhild'-Entwurf wurde in Versform umgeschrieben, und das Konzept zu der ersten Version des Dreiakters Komödie der Liebe weiterentwickelt. Im darauffolgenden Sommer nahm Ibsen jedoch weitere Änderungen vor, die besonders den ersten Akt betrafen. Es ist nicht bekannt, wann genau Ibsen die Arbeiten an dem Stück abschloss.
Erstausgabe
Am 20. Juni 1862 schloss Ibsen mit Jonas Lie, dem neuen Besitzer der literarischen Wochenzeitschrift Illustreret Nyhedsblad, einen Vertrag über die Veröffentlichung von 'Komödie der Liebe' ab. Das Schauspiel erschien als der Zeitschrift "Neujahrsgeschenk für 1863" und wurde kostenlos an alle Abonnenten des Blattes ausgeliefert. Die Abonnenten in Christiania bekamen das Buch am Silvesterabend an die Haustür geliefert, während die Abonnenten außerhalb der Hauptstadt es als Beilage zur Zeitschrift am 4. Januar 1863 erhielten.
Jonas Lie ließ zusätzlich noch einige Sonderdrucke des Schauspiels drucken, die im Buchhandel vertrieben wurden - dies stand in Übereinstimmung mit dem Vertrag, den er mit Ibsen abgeschlossen hatte. Die genau Höhe der Auflage ist nicht bekannt.
'Komödie der Liebe' wurde von den Kritikern überwiegend schlecht aufgenommen.
Zweite Auflage
In einem Brief an Frederik Hegel, seinen dänischen Verleger, vom 22. August 1866, geschrieben in Frascati in Italien, schlug Ibsen eine neue, revidierte Ausgabe von 'Komödie der Liebe' vor. Ermutigt durch den Erfolg von 'Brand', herausgegeben im März des selben Jahres, meinte er, dass man im Fall einer solchen Veröffentlichung sowohl mit Interesse als auch mit Absatz rechnen könnte. "Das Buch kann als ein Vorläufer zu 'Brand' betrachtet werden und wird in Dänemark sein Publikum finden", schrieb er in dem Brief an Hegel.
Ibsen hatte die Überarbeitung des Stückes bereits nach kurzer Zeit abgeschlossen. Rein norwegische Wörter und Redewendungen wurden mit Rücksicht auf die dänischen Leser entfernt; ansonsten nahm er keine Än derungen vor. Am 5. Oktober 1866 übersandte er Hegel ein revidiertes Exemplar des Stückes. Der Markt für 'Brand' war jedoch noch längst nicht gesättigt. Eine vierte Auflage dieses Buches war in Vorbereitung. Daher wurde die Neuauflage von 'Komödie der Liebe' auf das Frühjahr 1867 verschoben.
Uraufführung
Ab Januar 1863 war Ibsen beim Christiania Theater als "ästhetischer Konsulent" beschäftigt. Das Kristiania Norske Theater war im Sommer 1862 in Konkurs gegangen und Ibsen hatte am 1. Juni seine Stellung dort verloren.
Ibsens Anstellung am Christiania Theater führte jedoch nicht mit sich, dass 'Komödie der Liebe' dort in den Spielplan aufgenommen wurde. Das Stück hatte dort zwar seine Uraufführung, aber erst 10 Jahre später. In einer kleinen Notiz im Illustreret Nyhedsblad vom 25. Januar 1863 stand, dass das Stück in Bälde am Christiania Theater gespielt werden würde. Als Hauptgrund dafür, dass diese geplante Aufführung dann doch nicht stattfand, sind die schlechten Kritiken zu sehen, die das Buch erhielt. Im Allgemeinen hieß es, das Stück sei unmoralisch, und das Theater wagte nicht, die öffentliche Meinung herauszufordern.
Als 'Komödie der Liebe' endlich am Christiania Theater aufgeführt wurde, geschah dies auf Ibsens eigene Initiative hin. In einem Brief vom 24. Oktober 1872 aus Dresden schlug er Hartvig Lassen, dem künstlerischen Berater des Theaters vor, das Stück aufzuführen. Ibsen schrieb:
"Die Bedenken, die ich in jener Zeit gegen die Aufführung des Stückes nährte, sind seit langem verschwunden. Vielen Zeichen haben mich zu der Überzeugung kommen lassen, daß der Allgemeinheit die Augen für die Wahrheit aufgegangen sind, daß diese Arbeit in ihrem innersten Gedanken auf einer unbedingt moralischen Grundlage ruht, und was die gesamte künstlerische Struktur betrifft, so bin ich nun mehr als jemals zuvor der Meinung, daß sie untadelig ist und auf jeden Fall in keinem meiner anderen Werke übertroffen wird. Ich rechne überhaupt 'Komödie der Liebe' zu dem Besten, was ich geschaffen habe."
Dass dann doch bis zur Aufführung des Stückes über ein Jahr verging, war vermutlich auf die personellen Änderungen in der Theaterleitung zurückzuführen. Der schwedische Theatermann Ludvig Josephson wurde als künstlerischer Leiter angestellt.
Die Uraufführung von 'Komödie der Liebe' am 24. November 1873 am Christiania Theater wurde ein Erfolg. Josephson führte selbst Regie. Sigvard und Laura Gundersen spielten die Rollen des Falk und der Svanhild.
In seiner Zeit als Leiter des Christiania Theaters setzte Josephson eine ganze Reihe von Ibsens Stücken auf den Spielplan: 'Die Kronprätendenten' und 'Komödie der Liebe' 1873, 'Der Bund der Jugend' 1874, 'Frau Inger auf Östrot' 1875 und die bekannteste Aufführung, die Uraufführung von 'Peer Gynt' 1876.
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net