Die Stützen der Gesellschaft
Entstehung
Wie Ibsens vorhergehendes Stück, 'Kaiser und Galiläer', hat auch 'Die Stützen der Gesellschaft' eine lange Entstehungsgeschichte. In einem Brief an Frederik Hegel vom 14. Dezember 1869 verrät Ibsen, dass er mit dem Plan zu "einem neuen zeitgenössischen Drama in drei Akten" umgeht. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre 1870. Es vergingen allerdings fünf Jahre, bevor Ibsen an diesen Skizzen weiterarbeitete. In dieser Zeit war er unter anderem mit 4 Ausgaben beschäftigt: 'Gedichte' (1871), 'Kaiser und Galiläer' (1873) und den Neuausgaben von 'Frau Inger auf Östrot' und 'Catilina' (1875).
Erst im Oktober 1875 begann Ibsen ernsthaft an dem Stück zu arbeiten. Die Familie war von Dresden nach München umgezogen. Im November lag der erste Akt in Reinschrift vor, wurde aber noch mehrmals umgearbeitet. In den folgenden eineinhalb Jahren wurde das Stück wiederholt umgearbeitet.
In einem Brief an Frederik Hegel vom 24. Juni 1877 kann Ibsen endlich vermelden, dass das Stück fertig ist, und dass er an der Reinschrift arbeitet. Das Manuskript in Reinschrift wurde im Zeitraum vom 29. Juli bis zum 20 August in fünf Sendungen an Hegel geschickt.
Erstausgabe
'Die Stützen der Gesellschaft' erschien am 11. Oktober 1877 im Verlag Gyldendalske Boghandel (F. Hegel & Sohn) in Kopenhagen. Die Erstauflage in Höhe von sage und schreibe 6000 Exemplaren war nach sieben Wochen vergriffen. Eine neue Auflage in Höhe von 4000 Exemplaren lag am 30. November vor.
Die Kritiken in der Presse waren überwiegend positiv, aber seltsamerweise wurde das Buch in mehreren Zeitungen in Kristiania, u. a. im Morgenbladet und im Dagbladet, nicht besprochen.
Mit diesem Stück gelang Ibsen der Durchbruch in Deutschland. Bereits im November 1877 lag die erste deutsche Übersetzung vor.
Uraufführung
August Rasmussens teaterselskap brachte am 14. November 1877 am Odense Teater Die Stützen der Gesellschaft zur Uraufführung. Ibsen war schon lange ausserhalb Norwegens gespielt worden, doch dies war genaugenommen die erste Welturaufführung auf einer Bühne ausserhalb Norwegens. Die Aufführung wurde sowohl von der Presse als auch dem Publikum gut aufgenommen.
Nur vier Tage hatte das Stück in der Inszenierung des Kongelige Teater in Kopenhagen seine Premiere. Emil Poulsen spielte die Rolle des Konsuls Bernick. Auch diese Inszenierung wurde gut aufgenommen.
Die Erstaufführung in Norwegen fand am 30. November 1877 im Theater Den Nationale Scene in Bergen statt. Ibsen reichte das Stück, in Protest gegen die Kündigung von Ludvig Josephson, bewusst nicht am Christiania Theater ein. Für dessen Nachfolger, Johan Vibe, hatte Ibsen nichts übrig. In einem Brief an Hegel vom 23. August 1877 schreibt Ibsen:
"Dem Christiania Theater denke ich das Stück zur Zeit nicht einzureichen. Der neue Direktor ist ein völlig untauglicher Mann, und sobald mein Buch im Handel erscheint, werde ich in einer norwegischen Zeitung erklären, daß ich während der Direktionszeit dieses Mannes jegliche Verbindung mit seinem Theater abbreche."
Am 13. Dezember 1877 hatte das Stück seine Erstaufführung in Schweden am Kungliga Dramatiska Teatern in Stockholm.
"Die Stützen der Gesellschaft" war Ibsens größter Erfolg am Theater bis dahin. Besonders markant ist der Durchbruch auf den deutschen Theaterbühnen. Vor Ausgang des Jahres 1978 soll das Stück Michael Meyer zufolge an ganzen 27 Theatern in Deutschland und Österreich aufgeführt worden sein!
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net