Rosmersholm
Entstehung
Von Anfang Juni bis Ende September 1885 hielt Ibsen sich das erste Mal seit 11 Jahren wieder in Norwegen auf. Mehr als die Hälfte der Zeit verbrachte er in Molde. Die ersten Pläne zu 'Rosmersholm' stammen aus der Zeit vor dem Norwegenaufenthalt, aus dem Winter 1884/85. Den Erlebnissen und Eindrücken von seinem Wiedersehen mit der Heimat kam jedoch große Bedeutung für die Ausgestaltung des Stückes zu.
In einem Brief an Carl Snoilsky, den schwedischen Lyriker, mit dem Ibsen einige Tage in Molde verbracht hatte, abgesandt aus München am 14. Februar 1886, schreibt Ibsen:
"Ich meinerseits bin ebenfalls voll beschäftigt mit einem neuen Schauspiel, das ich lange im Kopf hatte und zu dem ich während meiner Reise in Norwegen im vorigen Sommer genaue Studien betrieben habe."
Snoilsky - in Ibsens Augen ein wirklicher "Adelsmensch" - stand in vieler Hinsicht für die Figur des Johannes Rosmer Pate.
Der ursprüngliche Titel von Rosmersholm lautete "Weiße Rosse" (oder "Weiße Pferde"). In einer Aufzeichnung, die wahrscheinlich vom Jahreswechsel 1885/86 stammt, schreibt Ibsen:
«Weiße Rosse»
Er, ein feiner vornehmer Charakter, der freisinnig geworden ist und von dem alle früheren Freunde und Bekannte sich zurückgezogen haben. Witwer, war unglücklich verheiratet mit einer schwermütigen, halb geisteskranken Frau, die zuletzt ins Wasser ging.
Sie, die Erzieherin seiner zwei Töchter, emanzipiert, warmblütig, etwas rücksichtslos, wenn auch in feiner Form. Wird von allen als der böse Geist des Hauses angesehen, ist Opfer von Mißdeutungen und Verleumdungen.
Ibsen schrieb drei Entwürfe des Stückes, bevor er zufrieden war. Der erste Entwurf - Datumsangaben fehlen hier - reicht nur ein Stück weit in den ersten Akt hinein. Ein zweiter Entwurf wurde am 25. Mai 1886 begonnen, jedoch Mitte Juni beiseite gelegt. Ibsen war hier bis zum Anfang des dritten Aktes gelangt.
Der dritte Entwurf - der Titel des Stückes ist inzwischen in Rosmersholm geändert worden - trägt die folgenden Datumsangaben:
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Angefangen |
Beendet |
1. Akt |
15. Juni |
28. Juni |
2. Akt |
1. Juli |
12. Juli |
3. Akt |
15. Juli |
24. Juli |
4. Akt |
26. Juli |
4. August |
Am 6. August begann Ibsen an der Reinschrift zu arbeiten. Er nahm etliche Veränderungen vor, und erst am 27. September 1886 lag das Manuskript in Reinschrift vor.
Erstausgabe
Rosmersholm erschien am 23. November 1886 im Verlag Gyldendalske Boghandel (F. Hegel & Sohn) in Kopenhagen und Kristiania, in einer Auflage von 8000 Exemplaren.
Die Verwirrung der Kritiker über Rosmersholm war noch größer, als sie e s zwei Jahre zuvor über Die Wildente gewesen war. In Norwegen erhielt das Buch durchweg schlechte Kritiken. In Schweden und in Dänemark wurde es etwas besser aufgenommen.
Die lauwarmen Kritiken schlugen sich auch auf die Verkaufszahlen nieder. Der Verkauf lief schleppend, und das Stück wurde erst im Zusammenhang mit dem Erscheinen von Ibsens Samlede værker (Gesammelte Werke, 1898 - 1890) erneut gedruckt.
Uraufführung
Rosmersholm wurde am 17. Januar 1887 am Theater Den Nationale Scene in Bergen uraufgeführt. Gunnar Heiberg führte Regie, während Nicolai Halvorsen und Didi Heiberg die Rollen des Johannes Rosmer und der Rebekka West spielten. Die Aufführung wurde vom Publikum eher kühl aufgenommen.
Danach wurde das Stück in Göteborg (am 18. März), am Christiania Theater (am 12. April) und in Stockholm (am 15. April) aufgeführt. Die Erstaufführung in Deutschland fand am 6. April am Augsburger Stadttheater statt. Det Kongelige Teater in Kopenhagen lehnte das Stück zu Ibsens großem Ärger ab.
Die meisten dieser Aufführungen gerieten geradezu zu Fiaskos.
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net