Das Fest auf Solhaug
Entstehung
'Das Fest auf Solhaug' wurde im Sommer 1855 geschrieben, als Ibsens am Det norske Theater in Bergen als Dramaturg und Regisseur beschäftigt war. In seinem Vorwort zur zweiten Auflage des Stückes (1883) skizziert Ibsen die Entstehungsgeschichte. Nachdem er sich im Zusammenhang mit 'Frau Inger auf Östrot' in das norwegische Spätmittelalter vertieft hatte, nahm er sich die überlieferten isländischen Sagas vor. Sie legten den Keim für 'Nordische Heerfahrt'.
"Doch es kam einiges dazwischen. Das meiste war wohl persönlicher Natur und vermutlich das, was am stärksten und ehesten zur Entscheidung trieb. Aber ich glaube, es war auch nicht ganz ohne Bedeutung, daß ich gerade in dieser Zeit eingehend [M. B.] Landstads Sammlung 'Norske Folkeviser' ('Norwegische Volksballaden') studierte [...]. Die Stimmung, in der ich mich damals befand, vertrug sich besser mit der literarischen Romantik des Mittelalters als mit den Ruhmestaten der Sagas, besser mit der Versform als mit dem Prosastil, besser mit dem sprachmusikalischen Element in den Heldenliedern als mit dem charakterisierenden der Sagas.
So geschah es, daß der formlos gärende Entwurf zu der Tragödie 'Nordische Heerfahrt' (anderer deutscher Titel: 'Die Helden auf Helgeland') sich vorerst in das lyrische Drama 'Das Fest auf Solhaug' verwandelte.
Das Stück wurde im Herbst 1855 am Det norske Theater eingereicht. Der Verwaltungsrat entschied, es in das Repertoir zur Aufführung am Gründungstag, dem 2. Januar, aufzunehmen.
Uraufführung
'Das Fest auf Solhaug' wurde am 2. Januar 1856 am Det norske Theater in Bergen uraufgeführt. Da Ibsen das Manuskript unter seinem eigenen Namen eingereicht hatte - und nicht anonym wie 'Frau Inger auf Östrot' - wurde ihm die Verantwortung für die Schauspielerführung und für die Gestaltung der Bühne übertragen. Normalerweise war das Einstudieren der Rollen Herman Laadings Aufgabe.
Die Aufführung wurde ein Erfolg. Im Vorwort zur zweiten Auflage erinnert sich Ibsen folgendermaßen an die Premiere:
"Die Inszenierung war gelungen und selten stimmungsvoll. Alle spielten mit Lust und Liebe, und so wurde das Stück auch aufgenommen. [...] Nach der Vorstellung wurden Verfasser und Darsteller viele Male hervorgerufen. Später am Abend brachte mir das Orchester, begleitet von einem großen Teil des Publikums, ein Ständchen vor meinen Fenstern. Ich glaube fast, ich ließ mich zu einer Art Ansprache an die Versammelten hinreißen. Auf alle Fälle weiß ich, daß ich überglücklich war.
Das Stück wurde im Laufe des Jahres (1856) sechsmal in Bergen und zweimal in Trondheim aufgeführt. Zu jener Zeit war das eine hohe Anzahl von Aufführungen für ein Stück. Eine der Vorstellungen in Bergen wurde zu Ehren des Neffen Napoleons III., Prinz Napoleon, gegeben, der im Spätsommer 1856 zu Besuch in der Stadt weilte."
'Das Fest auf Solhaug' war das erste von Ibsens Dramen, das über die Grenzen Norwegens hinaus gelangte. Es wurde am 4. November 1857 am Kungliga Dramatiska Teatern in Stockholm aufgeführt. Dies ist als erster Schritt Ibsens auf dem Weg zu Ruhm in den nordischen Ländern zu betrachten.
Erstausgabe
'Das Fest auf Solhaug' - oder 'Das Fest auf Solhoug' wie es zunächst geschrieben wurde - wurde am 19. März 1856 im Verlag Chr. Tønsberg in Kristiania herausgegeben. Die genaue Höhe der Auflage ist nicht bekannt. Sie lag vermutlich bei 1000 Exemplaren oder darunter. 'Das Fest auf Solhaug' war auf dem Büchermarkt längst nicht so erfolgreich wie auf der Bühne. Der Verkauf lief eher schleppend.
Zweite Auflage
In einem Brief an Frederik Hegel vom Verlag Gyldendalske Boghandel, geschrieben am 21. Februar 1883 in Rom, bat Ibsen Hegel, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass "eine überarbeitete Ausgabe meiner Jugendarbeit 'Das Fest auf Solhaug' Absatz finden könnte." Hegel nahm die Idee wohlwollend auf.
Ibsen begann bald mit der Umarbeitung und war kurze Zeit später fertig. Er änderte die Zeichensetzung, den Stil und den Sprachstil, beließ den Inhalt aber unverändert. Diese Fassung wurde mit einem Vorwort versehen, in dem Ibsen kräftig gegen Kritiker polemisiert, die da meinten 'Das Fest auf Solhaug' sei nahezu ein Plagiat von Henrik Hertzs Drama 'Svend Dyrings Haus'. "Diese kritische Behauptung ist grundlos und unhaltbar", donnerte Ibsen.
Die zweite Auflage von 'Das Fest auf Solhaug' erschien am 10. Mai 1883.
Geschrieben von: Jens-Morten Hanssen/ibsen.net