Ein Hauptziel des neuen Zentrums zur Erforschung des Holocausts und der Situation von Glaubensminoritäten in Norwegen ist es, Reflexionen über unsere eigene Gegenwart und die Menschenrechtssituation in der Welt anzuregen.
15.09.2006 :: Am 23. August wurde das neue Holocaust-Zentrum in Oslo in Anwesenheit von Königin Sonja und Kronprinzessin Mette-Marit, zahlreichen Regierungsmitgliedern und dem Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse eröffnet.
Das neue Zentrum zur Erforschung des Holocausts und der Situation von Glaubensminoritäten befindet sich in der "Villa Grande" auf Bygdøy, dem ehemaligen Sitz Vidkun Quislings. Er war der Leiter der "Nationalen Sammlung", die während der deutschen Besatzung Norwegens mit dem Naziregime zusammen arbeitete. In den Jahren 1942-1945 stand das Gebäude deshalb für Unterdrückung und Hass und ist weiterhin ein äußerst symbolgeladener Ort.
Seit August dokumentiert das Zentrum das Schicksal der norwegischen Juden während des Holocausts sowie Übergriffe und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem zweiten Weltkrieg in einer ständigen Ausstellung. Ein weiteres Thema sind die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft durch Rassismus und Antisemitismus. Die Ausstellung fordert das Publikum auf, über die Grausamkeiten in der Geschichte nachzudenken und das historische Wissen zu nutzen, um deren Wiederholung zu verhindern.
– Aber die Menschen sind für die Botschaft an die Nachwelt und den Umgang mir ihr ebenso verantwortlich, wie sie es für ihr Tun in der Gegenwart sind. Es obliegt den Menschen ihr Leben zu gestalten, ihre Gesellschaft zu entwickeln, zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden — zu glauben, zu zweifeln, zu suchen, aber auch Verantwortung zu übernehmen, sagte der norwegische Außenminister Jonas Gahr Støre anlässlich der offiziellen Eröffnung.
Die Eröffnungszeremonie wurde mit der Enthüllung von "Innocent Questions" des in Berlin lebenden Künstlers Arnold Dreyblatt beendet. Sein Entwurf zu der fast neun Meter hohen und über vier Meter breiten Installation vor dem Gebäude des neuen Zentrums gewann einstimmig den ausgeschriebenen Wettbewerb. Das Kunstwerk befasst sich mit den Fragen, die bei den verschiedenen Formen der Erfassung von Personendaten erhoben werden. Die genaue Registrierung und der Missbrauch von Daten bildeten die Grundlage für die organisierte Vernichtung von Menschen in Europa Mitte des vorigen Jahrhunderts.