Die Konzentration auf die männliche Rolle in der norwegischen Debatte über die Gleichheit der Geschlechter ruft immer noch Widerstand hervor. Gewöhnlich werden Männer als das starke und dominierende Geschlecht wahrgenommen, wohingegen Frauen eher im Lichte einer Generationen andauernden Diskriminierung und dem daraus folgenden Erfordernis spezieller Maßnahmen und entschiedenen Vorgehens betrachtet werden. Diese Sichtweise war für den Erfolg der Frauenbewegung grundlegend. Zur gleichen Zeit reflektiert sie ein gewisses Unvermögen, Männer als ein Geschlecht zu betrachten. Männer sind weder eine uniforme Gruppe, noch ist es möglich, von einer einzigen männlichen Rolle zu sprechen. Männlichkeit ist nicht prinzipiell mit Macht gleichzusetzen. Männer führen unterschiedliche Arten von Leben und haben viele verschiedene Interessen.
Sozial- und Gesundheitsstatistiken zeigen, dass das Leben in der westlichen Gesellschaft Männern einen hohen Preis abverlangt. Männer sind bei Drogenabhängigen und Gefängnisinsassen überrepräsentiert. Die Lebenserwartung von Männern ist im Vergleich zu Frauen kürzer. Jungen zeigen mehr problematische Verhaltensmuster in der Schule als Mädchen, und sie bilden einen höheren Anteil von Schülern, die in der Grundschule ausgleichende Maßnahmen benötigen. Die Quote von Schulabbrechern ist bei Jungen höher als bei Mädchen.
Die Tatsache, dass Kinder in Betreuungseinrichtungen, in der Schule und in der Familie sowohl männliche als auch weibliche Bezugspersonen brauchen, ist gründlich belegt. Aus einer Perspektive der Gleichheit der Geschlechter betrachtet, gibt es Besorgnis darüber, dass Tagesbetreuungseinrichtungen und Schulen von Frauen dominierte Umgebungen bleiben. Männer machen nur 7% des Gesamtanteils an der Belegschaft norwegischer Tagesbetreuungseinrichtungen aus und 12 % der Lehrerschaft im unteren Grundschulbereich (Zahlen aus dem Jahr 2002). Die Regierung beschäftigt sich damit, das Bewusstsein zu schärfen und größere Ausgewogenheit der Geschlechter in diesem Bereich zu fördern,und hat sich einen Mindestanteil von 20% Männern an der Belegschaft von Tagesbetreuungseinrichtungen bis zum Jahr 2007 zum Ziel gesetzt.
Einer der Bereiche, in denen sich die männliche Rolle in Norwegen am meisten geändert hat, ist mit der Rolle des Mannes als Vater verbunden. Untersuchungen zeigen, dass die Vaterschaft Männer zum deutlichsten Bruch mit den traditionellen Formen der Männlichkeit veranlasst. Der Vaterschaftsurlaub, der 1993 für neue Väter eingeführt wurde, soll die Beziehung des Vaters zum Kind stärken, und signalisiert die Erfordernis für Väter, sich aktiv an der Betreuung ihrer Kinder zu beteiligen.
Die Veränderung der männlichen Geschlechterrolle bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis der Männer zu Frauen, sondern auch auf ihre Beziehungen zu anderen Männern, sowie auf neue Aufgaben und wichtige gesellschaftliche Einrichtungen, die von Männern geleitet werden. Im Jahre 2002 wurde für die Bemühungen um Geschlechtergleichheit ein staatlich gefördertes Hilfszentrum für Männer, REFORM, eingerichtet, das dabei helfen soll, die Lebensbedingungen für Männer zu verbessern und die Ressourcen der Männer auf solchen Gebieten zu mobilisieren, die traditionell nicht mit der männlichen Geschlechterrolle verbunden sind.
Norwegisches Ministerium für Kinder- und Familienangelegenheiten